Von Andreas Jugenheimer

Bescheuerte Aussagen, wie beispielsweise „Deutschland braucht eine smarte Datenkultur“, müssen wir alle ständig ertragen. Diese Aussage wurde übrigens von Dorothee Bär getroffen. Die studierte Politikwissenschaftlerin darf sich seit Anfang des Jahres Leiterin des „Staatsministeriums für Digitalisierung“ nennen. Was ist denn eine „smarte Datenkultur“? Erklären Anglizismen das eh schon komplizierte Thema rund um Computer – die aus Gründen des Verständnisses besser Rechner genannt werden sollten – wirklich einfacher? Werden damit nicht zusätzlich Ängste geschürt und Menschen in ihrem Alltag verunsichert, weil sie ständig mit Begriffen konfrontiert sind, die selbst die Aussagenden nicht verstehen? Also ganz ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass Frau Bär – als studierte Politikwissenschaftlerin – über ausreichend Wissen in der Informationstechnologie verfügt, um hinreichende Expertenaussagen in diesem Fachbereich zu treffen. Ich denke, es wäre sinnvoll, bei einem derart brisanten Thema Experten an die Spitze der Entscheidung zu lassen. Ich operiere schließlich auch niemanden am Herzen, ohne ein ausreichendes Fachstudium im speziellen Bereich vorweisen zu können. Ich will damit nicht das Studium der Politikwissenschaften schlecht reden, sondern sagen, dass es nicht sinnvoll erscheint, einen Laien in ein Fachgebiet zu stecken, bei dem sich selbst ausgezeichnete Experten schwer tun, sichere Aussagen, beispielsweise über künftige Entwicklungen, zu treffen.

Man sagt so schön: „Wenn man mit dem Finger auf jemanden zeigt, dann zeigen vier Finger auf einen selbst“. Das stimmt. Und aus diesem Grund muss ich auch unsere eigene Partei – die SPD – an den Pranger stellen. Die SPD verfügt bis heute nicht über ein System, mit dem jedes Mitglied, geschweige denn jede Bürgerin und jeder Bürger, ausreichend informiert wird im Stile heutiger Medien, die jedes Kind zu bedienen lernt. Wir haben auch keine Strategie, wie wir die Ausbildung unserer Kinder dahin lenken, dass sie spielerisch lernen mit neuen Medien umzugehen und diese selbst zu regeln und neue Medien zu entwickeln. Noch heute bekommen Menschen Panikattacken, wenn sie zwei Zeilen Quellcode sehen. Das muss sich ändern. Am besten schon gestern. In anderen Ländern, beispielsweise China, lernen Kinder schon im jüngsten Alter Grundlagen des Programmierens. Wir haben in Deutschland den Anschluss an die Hardwareindustrie schon längst verloren und werden auch in der Softwareindustrie – mit Hilfe der trägen Politik – keinen Fuß fassen können. Wir sind und werden wirtschaftlich in diesem Bereich völlig abgehängt und das als Land, das für neue Entwicklungen noch einen exzellenten Ruf genießt.

Wir sollten uns nicht die ganze Zeit mit komischen Begriffen, wie „Digitalisierung“, quälen, sondern endlich anfangen das Thema zu verstehen. Es müssen mehr Menschen in diese Richtung ausgebildet werden, um genau zu sein alle Menschen. Das erreichen wir nur mit Experten, nicht mit Dorothee Bär oder Ilse Aigner, die den schönen Satz „im Jahr 2025 wird es auf der Welt mehr Daten geben als Sandkörnern auf der Welt“ auf einer Präsentation mit dem Thema „Industrie 4.0“ in den Raum warf.

Solche Aussagen zeigen die Expertise aktueller Entscheidungsträger in diesem Bereich. Ich hoffe, dass diese Entscheidungsträger solche Sätze nicht bei Auslandsbesuchen anbringen, denn dann könnten das gute Image, das Deutschland heute noch genießt, schneller als wir glauben dahin sein.