Bildung

Wertschätzung für jeden Bildungsweg – Bildung für jedes Alter. Nur so kann unsere Gesellschaft weiterkommen und zusammenwachsen!

Wenn ich an meinen eigenen Schul- und Ausbildungsweg denke, würde ich diesen keineswegs als „gerade“ bezeichnen: Über viele Jahre habe ich mich nach mehreren Schulen stets fortgebildet und auch im Erwachsenenalter noch Abschlüsse erlangt. Ein solcher Weg ist keinesfalls ein Einzelfall, sondern ein klares Zeichen dafür, wie Bildungssystem Aufstieg und Fortkommen ermöglicht, wenn eben auch manchmal über Umwege!

Unbestritten ist ja, dass unsere Lehrerinnen und Lehrer, Ausbilderinnen und Ausbilder täglich versuchen, das beste aus unseren Kindern und Erwachsenen herauszuholen. Manchmal scheint das jedoch ein Kampf gegen Windmühlen zu sein: An den Mittel- und Realschulen, zu denen immerhin über 421.100 Schülerinnen und Schüler zählen, fehlt es weiterhin an ausreichend pädagogischem Fachpersonal! Und wenn dieses da ist, werden viel zu oft befristete Arbeitsverhältnisse angeboten, statt Volleinstellungen. Wie aber soll eine Einzelförderung möglich sein, wenn das Betreuungsverhältnis weiterhin bei über 25 Schülerinnen und Schülern pro Lehrkraft liegt? Und über die Ausstattung mit moderner Informationstechnologie, deren Kenntnis so ungemein wichtig in einer digitalisierten Welt ist, brauchen wir gar nicht erst reden. Vor allem aber bedarf es eines Umdenkens in der Frage, wie viel Wertschätzung auch der nichtakademischen Ausbildung entgegengebracht wird: nur weil ich nicht zum Akademiker geboren bin, bin ich nicht weniger Wert in unserer Gesellschaft! Dies sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein! Betrachtet man dann die Gymnasien, so fällt auf, dass die Chance, auf ein solches zu gehen, für ein Akademikerkind immer noch sechsmal höher ist als für ein Facharbeiterkind – ganz zu schweigen von Kindern mit Migrationshintergrund. Diese Dysbalance muss in beide Richtungen aufgelöst werden: So ist es angesichts der hohen Quote an gymnasialen Absolventinnen und Absolventen (40% der Abschlüsse weiterführender Schulen) und den fehlenden Fachkräften nur sinnvoll, das zusätzliche Jahr durch G9 wieder für eine stärkere Berufsorientierung zu nutzen.

Beachtenswert ist auch, welchen Beitrag unsere Schulen zur Integration leisten: Über 60.000 Kinder und Jugendliche mit Fluchthintergrund werden zurzeit in Bayern in Regelschulen unterrichtet. Dennoch fehlt es an ordentlicher Finanzierung, um individuelle Förderprogramme im Hinblick auf den Spracherwerb, interkulturelle Kompetenzen und die Vermittlung der Werte unserer deutschen Gesellschaft – Demokratie, Freiheit, Solidarität, Rechtsstaatlichkeit und Toleranz – zu ermöglichen.

International wiederum werden wir für unser Erfolgsmodell der dualen Ausbildung beneidet. Doch auch unsere Berufsschulen kränkeln an Unterfinanzierung: Wenn ein Unterrichtsausfall von 10 % normal ist, fehlen schlicht Lehrkräfte! Die Klassengrößen sind immer noch nicht gut und die Einbindung qualifizierter Schulsozialarbeiter könnte die Persönlichkeitsentwicklung in großen Umfang verbessern. Vor allem aber ist nicht verständlich, wieso unsere Ausbildungsberufe angesichts der digitalen Durchdringung unseres Arbeitsmarktes immer noch so undifferenziert sind. Und wenn Sie meinen Bauch statt Kopf fragen, möchte ich, dass die Kammerausbildung genauso viel Anerkennung findet, wie die akademische Ausbildung.

Der Mensch hört letztlich nie auf, sich weiterzuentwickeln: Lebenslanges Lernen ist angesichts rasanten Fortschritts Pflicht. Leider stellt sich hier der sog. Matthäus-Effekt ein: „Wer hat, dem wird gegeben“. Die Weiterbildungsangebote erreichen die über 60-Jährigen genauso schlecht, wie die bildungsfernen Schichten. Dem muss der Staat mit besserer Zugänglichkeit der Angebote und Informationsangeboten entgegenwirken! Am besten wäre gar eine Pflicht zur Information, die unabhängig von Einkommen und Wohnort möglich sein muss.

Diese Punkte möchte ich im Bayerischen Landtag für Sie anpacken!

#halilmachts